Der Vorschlag drei hessischer Minister, eine Deutschlandrente zusätzlich als Altersvorsorge einzuführen, stößt auf großen Unmut. Jung, DMS & Cie. Chef Dr. Sebastian Grabmaier meint, für Sparer wäre dies ein Albtraum.
Das erklärte Ziel der Minister, die Altersarmut zu bekämpfen, könne man mit diesem Konzept nicht erreichen. Die verantwortlichen drei hessischen Minister sind:
- Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir
- Sozialminister Stefan Grüttner
- Finanzminister Thomas Schäfer
Laut ihrem Konzept soll ein zentraler Staatsfonds das Standardprodukt zum Selbstkostenpreis verwalten. Jeder Arbeitnehmer, der nicht ausdrücklich und von sich aus widerspricht, soll automatisch jeden Monat einen Beitrag in das Rentenprodukt einzahlen. Der Deutschlandfonds soll das eingesammelte Geld der Bürger dann anlegen.
Doch nach Ansicht von Dr. Sebastian Grabmaier geht die Deutschlandrente aus Hessen „völlig in die falsche Richtung“. Im Interview mit Das Investment.com nennt der Vorstandschef bei Jung, DMS & Cie. „drei große Fehler“, die das Konzept der Deutschlandrente für die Bürger zu einem „Albtraum“ machen.
Fehler #1: Die Zuständigkeit des Staates
Der größte Fehler der Deutschlandrente bestehe darin, dass der Staat dafür zuständig sein soll. Dahinter stecke der Irrglaube, dass staatliche Vorsorge rentabler sei, als private Vorsorge. „Leider gibt es in der Geschichte kein einziges Beispiel dafür, dass der Staat den Markt langfristig schlagen kann“, sagt Sebastian Grabmaier.
Die Gefahr des staatlichen Missbrauchs des von breiten Bevölkerungsgruppen eingezahlten Kapitals sei real. Dies zeige die fortdauernde Nutzung der Sozialkassen für versicherungsfremde Leistungen. Dasselbe droht nach Ansicht von Sebastian Grabmaier auch bei der Deutschlandrente.
„Dass mit einem großen Zentralfonds mit Milliardenbeträgen dann sozialpolitische oder planwirtschaftliche Zwecke verfolgt werden und nicht das vordergründig gewünschte Ziel einer nachhaltigen Altersversorgung für den Bürger, ist für Sparer aber ein absoluter Albtraum!“
Fehler #2: Das gleiche Konzept für alle Sparer
Den zweiten Schwachpunkt sieht Sebastian Grabmaier darin, dass beim Konzept der Deutschlandrente alle Sparer unabhängig von ihrer persönlichen Situation einer einheitlichen Anlagepolitik ausgesetzt werden sollen. Dadurch würden Renditechancen vergeben.
„Gerade jungen Arbeitnehmern und ihren Arbeitgebern wird damit die Möglichkeit genommen, eine dem jeweiligen Alter angepasste Risikostruktur für ihr Anlagekapital, also insbesondere eine hohe Aktienquote zu wählen. Lebenszyklusmodelle der Anlage sind jedoch ein Wesensmerkmal aller modernen Alterssicherungssysteme.“
Fehler #3: Staatsfonds erhält enorme Macht
Den dritten Fehler sieht Grabmaier darin, dass der Staatsfonds eine enorme Größe erreichen würde. „Im Laufe einer gar nicht so langen Zeit könnte der Staatsfonds in vielen deutschen Aktiengesellschaften zu den großen Aktionären zählen.“ Dadurch hätte der Staatsfonds einen massiven Einfluss in Hauptversammlungen und Aufsichtsräten.
„Der Staat kann sich dann aussuchen, welche Unternehmen er durch Kapital fördern will und welche nicht. Im schlimmsten Fall ändert sich die Anlagepolitik dann mit jedem Regierungswechsel alle vier Jahre.“
Die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen und die Freiheit des Marktgeschehens wären stark gefährdet, sagt Grabmaier. Zudem hätten die Eingriffe der Politik natürlich negative Auswirkungen auf die Rendite.
Keine Vorteile gegenüber der Riester-Rente
Grabmaier kann keine Vorteile der Deutschlandrente gegenüber bestehenden Renten-Produkten wie zum Beispiel Riester-Rente ausmachen. So würden etwaige Kostenvorteile durch den Entfall von Vertriebskosten schnell durch Verwaltungskosten und Ineffizienzen in der Kapitalanlage aufgefressen werden.
Mit seiner Ablehnung der Deutschlandrente steht Er nicht allein. Auch der Wirtschaftsflügel der CDU hält die Einführung des Konzepts aus Hessen wegen der evidenten Schwachstellen für unvernünftig. Eine Umsetzung in der aktuellen Form erscheint daher auch unwahrscheinlich.
Opt-Out-Modell ist besser als Zwangsrente
Das Konzept der drei hessischen Minister sieht vor, dass man der Einzahlung in die Deutschlandrente widersprechen kann. Dieses sogenannte Opt-Out-Modell ist nach Ansicht von Grabmaier zwar besser als eine Ausweitung der Rentenversicherungspflicht. Doch es sei immer noch „eine Art Zwangsrente“.
„Das Konzept lässt zwar auf dem Papier die Freiheit, keine Zahlungen an den Staatsfonds zu leisten, doch die meisten Bürger kennen sich in ihrer Gehaltsabrechnung schon heute nicht aus und werden daher keine freie Wahl treffen.“
Sebastian Grabmaier: Deutschlandrente geht am Ziel vorbei
Zur Bekämpfung der Altersarmut ist das Konzept schlecht geeignet, sagt Grabmaier. Denn die Altersarmut treffe diejenigen, die aufgrund individueller Lebensumstände wie Krankheit, Schwangerschaft, Kinderbetreuung kürzere Ansparphasen haben. Doch diese Leute zahlen dann eben auch kaum in die Deutschlandrente ein.
Für Finanzberater würden sich nach Ansicht von Sebastian Grabmaier aus der Deutschlandrente keine Nachteile ergeben. Denn das vorgeschlagene System eines „Opt-Out-Modell“ würde ja dazu führen, dass sich gut beratene Kunden einer sinnvolleren Altersvorsorgevariante zuwenden.
Die Breite der Bürger würde jedoch in ein System geschickt, „dass langfristig nahezu genauso unsicher ist wie die heutige gesetzliche Rente“, so Grabmaier. Denn Norbert Blüm sei längst von der Realität widerlegt worden.
„Die staatliche Rente ist eben nicht mehr sicher beziehungsweise reicht nicht mehr. Der Bürger muss privat vorsorgen. Und das ist allemal besser, als das nun diskutierte schwarz-grüne Stück Planwirtschaft.
Quelle: Ferryhous.ag
Ein Gedanke zu „Konzept zur Deutschlandrente schlecht für Sparer“